Was passiert im 4. bis 6. Lebensjahr bei gesunden Kindern?

Mit Freunden spielen, mit Freunden streiten, Grenzen erfahren, mutig sein, vorsichtig sein ...

Im 4. Lebensjahr entwickeln sich viele soziale Kompetenzen, die es den Kindern ermöglichen, vertieft miteinander zu spielen, den Anderen zu verstehen und sich in seine Situation zu versetzen. Viele andere Bereiche der Entwicklung machen ebenfalls grosse Fortschritte und ermöglichen es dem Kind in den Kindergarten und in die Schule zu gehen. Das Kind entwickelt beispielsweise die ersten Zeitvorstellungen. Begriffe, wie „gestern, heute und morgen“ werden sinngemäss verstanden. Wobei die Geduld auf das „Morgen“ zu warten häufig noch nicht allzu gross ist.


Sozialverhalten

Im 4. Lebensjahr sind die meisten Trotzreaktionen verschwunden. Während es bisher nur um sich selbst ging, entwickelt Ihr Kind nun soziale Gefühle. Es zeigt Empathie mit Anderen, das bedeutet, es sorgt sich um das Geschwisterchen und kann sich in andere Menschen hineinversetzen.

Ihr Kind beginnt sich selbstständig an- und auszukleiden. Zumindest weiss es ziemlich genau, was es heute tragen möchte und was nicht.


Spielen, Zeichnen

Ihr Kind baut aus Legosteinen oder Bauklötzen Objekte wie ein Haus oder ein Flugzeug und aus dem anfänglichen Kritzeln werden Linien und Kreise. Der Mensch wird zum Kopffüssler und die Zeichnungen werden immer detaillierter. Situationen, wie beispielsweise ein Berg mit einer Seilbahn, werden geschildert und gezeichnet.


Sprechen

Mit dem Eintritt in den Kindergarten ist die Sprache bei den meisten Kindern so weit entwickelt, dass sie im täglichen Umgang vollständige und grammatikalisch korrekte Sätze sprechen können. Hören Sie zu und zeigen Sie Interesse, auch wenn Ihnen die richtigen Worte auf der Zunge liegen und das Erzählen des Erlebten manchmal etwas durcheinander gerät.


Schlafen

Nun wird immer deutlicher, dass der Schlafbedarf sehr individuell ist. Die Kinder schlafen tagsüber weniger. Es ist darum umso wichtiger, die abendlichen Schlafzeiten konstant zu halten und diese mit Ritualen, z.B. Vorlesen, regelmässig zu begleiten.


Trocken werden

Die meisten Kinder werden mit wenig erzieherischem Aufwand sauber und trocken. Die Hälfte aller Kinder werden im Verlauf des 3. Lebensjahres tagsüber sauber und trocken. Im 5. Lebensjahr sind die meisten Kinder trocken.


Quelle

Remo H. Largo: Kinderjahre. Die Individualität des Kindes als erzieherische Herausforderung. Piper, München 1999
Oskar Jenni und Remo Largo (2013): Wachstum und Entwicklung. In: Hoffmann, Lentze, Spranger, Zepp.
Pädiatrie: Grundlagen und Praxis, 4. Auflage. Seiten 8-91.